Freitag, 5. März 2010

Spiegelbilder von Luftschlössern

Es kann eine Tragödie sein nicht zu bekommen was man will,
aber ebenso kann es eine Tragödie sein, zu bekommen was man sich wünscht.


An dir ziehen die Fäden der Vernunft
und die Sirenen deiner Wünsche.
Kann der Verstand aber der Illusion nicht widerstehen,
sind die zuckersüßen Stimmen der Töchter der Fantasie Homers Trumpf.

Du bist ihr Seemann, ihr Odysseus,
der stets sein Ziel verfolgt,
einer Fiktion nacheifert,
die sie für dich zum Leben erwecken.
Dem Wissen nachläuft,
das sie versprechen mit Dir zu teilen.
Das Trugbild deiner Hoffnung wird Dir zum Verhängnis,
so töricht wie ein junger Gott.


Du kannst die Töne der Verlockung nicht übertönen und gibst nach,
entgegen dem Odysseus bist du leichte Beute.

In meiner Neuauflage,
zweiter Akt, dritte Szene, stirbt der Held.

Natürlich metaphorisch, ohne Held keine Novelle,
nur ist nunmehr das Scheitern unabwendbar.
Eine unglückliche Fügung.

Aber hättest Du es besser wissen können ?
- Keinesfalls.

Hält sich doch die Luke der Wirklichkeit
wie eine Bärenfalle gut getarnt,
unter dem Laub vom letzten Herbst versteckt.
Und der reflektiert sich der schimmernden Schleier deiner Träume
auf die Leinwand des Sternbilds des Großen Bärens.

Zuerst sonnst du dich noch im Lichtspielhaus deiner Wünsche,
doch bist bald der Vorstellung überdrüssig,
der Fernblick ist dir nicht genug.

Das ist der Moment,
in dem die Töchter der Muse
den Held mit der Utopie verheiraten.

Letzter Akt, vorletzte Szene, der Held fällt,
vergiftet durch seine eigene Unvernunft.

So verwelkt die unmündige Warheit,
im Angesicht des Verblassens ihres Lebensgeistes,


- des verblichenen Heldens -
- Dir -


verdeckt durch jene Herbstblätter,

die Spiegelbilder von Luftschlössern sind.