Mittwoch, 21. Oktober 2009

Ist die Versuchung groß genug ?

I like to disco!







"Fahrer, halten Sie bitte an."
Ihr erster Satz heute Nacht, meine  Stimme klingt viel zu schrill und schillert okker gelb.
Das Fräulein bezahlt mit dem Geld aus dem Spielzeug-Kaufladen meiner Kindheit.
Es sind rosa, blaue und grüne Scheine, einzeln bemalt mit lachenden Sonnen und Häusern mit rauchenden Schornsteinen.
Es schickt sich das Kind, rückwärts auf dem Bordstein den Times Square entlang zu balanzieren.
Die Hupen der leuchtend gelben Taxis applaudieren meinem Kunststück, der Geruch der am Straßenrand stehenden Hotdog Standwägen hält das Mädchen stets an der Hand.
Die Hände in die Taschen gesteckt, tastet sie sich durch den Big Apple, die Augen geschlossen, die Gedanken auf die bunte Geräuschkulisse  um mich herum gerichtet.
Sie ertastet ein Loch im Saum meiner Jackentasche, dass ungefähr Deine Größe hat.
Sie bleibt stehen, steckt meinen Finger hindruch, und beobachtet wie er mühelos durch das Loch schlüpft.
Meine Augen werden groß, Sie wiederholt das Spiel noch ein paar Mal, bis es ihr farblos vorkommt, und spaziert dann singend in meinem weißen Nachthemd diese berühmte Straße hinunter.
"Die Nacht ist noch Jung" scheint ihre Philisophie zu sein.
Sie bleibt vor einem Straßenmusikanten stehen und aufeinmal  schlägt ihr ein Schwall roter Töne entgegen.
Blutrote Töne einer Triangel, und jeder Ton erzählt von Dir.
So beginnt sie zu tanzen wie eine Marionette an goldenen Fäden.
Der Fädenzieher aber immer meinem Auge verborgen.
Meine Fantasie tropft ihr zäh auf mein weißes Hemd, das sie trägt, und hinterlässt dickflüssige lila Flecken. 
Du bist der schlummernde Begleiter des grauen Mannes dem der Broadway gehörte, angelehnt an seinen verblassenden Ruhm.


                                              22.11.2009